Ramadan

Es ist Ramadan. Der heilige Fastenmonat des Islam. Von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang kommt dem Gläubigen nichts über die Lippen. Selbstkasteiung? Es wird eher als hilfreiche Übung gesehen. Allerdings ist es im Sommer, bei mehr als 35° (oder in anderen Gegenden 55°) und langen Tagen fragwürdig ob es Sinn macht nichts zu trinken.

Es ist interessant zu sehen wie das eine Gesellschaft beeinflusst. Es gibt ein Gesetz, dass Büroarbeit schon um halb 4 (oder war es halb 3) fertig ist. Sehenswürdigkeiten haben plötzlich keine Mittagspause mehr, aber machen ebenfalls um 3 oder 4 zu. Läuft man um Vier Uhr Nachmittags durch einen Bazaar sieht man viele Männer schlafen. Auf ihren Teppichen, in ihren Stühlen, in der Moschee. Die Nacht wird zum Tag, bis um 12 oder später ist überall noch was los. Was ist genau der Sinn der Übung wenn man den Tag verschläft und nachtaktiv wird? Ich weiss es nicht.

Schlafende Männer im Bazaar, aufgenommen im Ramadan
Ich hatte mich darauf gefreut den Ramadan im Iran zu erleben. Jetzt bin ich ziemlich ernüchtert. Es gibt am Abend keine grossen Fastenbrechenparties. Und Essen für mich zu finden ist nur anstrengend und kein Abenteuer. Die Läden haben praktisch überall offen, man kann sich also immer und überall irgendwas zu essen kaufen. Aber will man was richtiges wirds anstrengend. Auch in Teheran. Praktisch alle Restaurants sind zu, offen haben einzig noch einige FastFood-Läden. Ich gehe also in einen solchen und will einen Burger kaufen. Gibt es nicht. Offenbar nichts gebratenes, vielleicht weil es jemand riechen könnte? Nur kaltes. Also ein Aufschnitt-Sandwich. Ich will mich hinsetzen doch es ist hochgestuhlt. Ich frage wo ich essen kann. Draussen. Aber draussen ist doch Ramadan! – Offenbar soll niemand die essenden Leute im Fenster sehen. Aber das gleich das ganze Lokal hochgestuhlt wird erscheint mir übertrieben. So scheint das Gesetz zu sein. Ich gehe also in den Park und esse dort. Ich habe Glück und niemand scheint sich zu stören.

Es gilt als unhöflich im Ramadan vor anderen Leuten zu essen oder zu trinken. Aber man hat sich hier nicht überlegt wo die Leute die trotzdem essen es machen sollen. Ich habe von einem Büro gehört in dem die Küche während dem Ramadan verschlossen bleibt. Also essen die Leute die krank, schwanger oder nicht Muslim sind an ihren Pulten. Und dann riecht es im ganzen Grossraumbüro nach Essen. Im Park gibt es keine abgegrenzte Ecke für die Menschen die essen. Kein Wunder eckt dann und wann jemand an. Iranische Touristen selber sind teilweise ungeniert irgendwo am picknicken (Reisende müssen nicht fasten). Geht man in Teheran während des Ramadans in eine Sackgasse kann es übrigens gut sein, dass dort jemand hinter einem Auto am Boden kauert und versteckt ein Sandwich isst.

Sandwiches… lausige kalte Sandwiches. Oder Kekse. Wenn man intelligent einkauft Gurke und Tomaten. Vielleicht eine Thunfischdose und Brot. Aber da ich doch viel unterwegs bin, kaufe ich einfach dort ein wo ich gerade bin wenns Essenszeit ist. Und das endet mit abgepacktem trockenem Kuchen, Keksen und nochmals Keksen. Sie hängen mir zum Halse raus.

Bin froh wenn der Ramadan vorbei ist. Dann gibts auch wieder den Tag durch Einladungen zum Tee.

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